Die Knabenmusik Schaffhausen bestand ihre Feuerprobe

Am Samstagabend konzertierte die Knabenmusik Schaffhausen — mit einer ganzen Anzahl Mädchen durchsetzt — im Schaffhauserhof. Für den eingeweihten Besucher war es allerdings etwas mehr als nur ein Examenkonzert im üblichen Sinne. Bekanntlich war vor einigen Monaten die alte Kommission zurückgetreten, und man war gespannt auf das Abschneiden des Korps unter neuer Leitung. Zusammenfassend darf sicher gesagt werden, dass Kommission und Korps die erste Hürde gut genommen haben, wenn uns auch die ausgewählten Stücke etwas schwer für jugendliche Bläser erschienen. Die gute Disziplin und die flotte Leitung des jugendlichen Dirigenten Hansjörg Bollinger haben uns aber einen guten Eindruck gemacht.

Vier stramme Fanfarenbläser eröffneten das Konzert genau um 20 Uhr, bevor das stattliche Korps auf der Bühne Aufstellung nahm und unter Stabführung von Spielführer A. Kunz den Eröffnungsmarsch blies. Begrüsst von freundlichem Applaus des zahlreichen Publikums, übernahm Hansjörg Bollinger den Dirigentenstab. Im ersten Teil des Programms spielte die Knabenmusik einen Choral und die Ouvertüre «Festival» von D. Herborg.

 

Der neue Präsident des Vorstandes, Hans Tanner, konnte eine ganze Reihe bekannter Persönlichkeiten begrüssen, so Stadtrat Albert Zeindler, Gemeindepräsident Edmund Meyer aus Neuhausen, der zusammen mit Einwohnerrat E.Kick dem Konzert beiwohnte, den Ehrenpräsidenten des Kantonalen Musikverbandes, Christian Meister, den Präsidenten des Kantonalen Musikverbandes, Arthur Müller, Musikdirektor Hans Frey, Munotvater Otto Uehlinger und den Ehrendirigenten der Knabenmusik, Marcel Etienne. Zudem gaben zahlreiche kantonale und auswärtige Musikkorps mit zum Teil recht grossen Delegationen ihrem Interesse an der Knabenmusik Ausdruck. Hans Tanner wies darauf hin, dass das Examenkonzert jeweils der Höhepunkt im Vereinsjahr sei und unterliess es auch nicht, der Kommission und dem Korps für den während seinem ersten Amtsjahr geleisteten Einsatz zu danken.

 

Mit der «Spanischen Skizze», einer Suite von E. Fülling, setzten die jungen Musikanten ihr Konzert fort. Wir waren etwas erstaunt darüber, dass sich eine Knabenmusik an ein solches Stück heranwagte. Dass es so gut gelang, ist sicher dem guten Willen der Schüler als auch dem psychologischen Geschick und dem Können des Dirigenten zuzuschreiben. Mit dem Ausscheiden Marcel Etiennes als Lehrer traten zwei junge Klarinettenlehrer in die Dienste der Knabenmusik. Der eine von ihnen, Heinz Höpli, unternahm den Versuch, den Konzertbesuchern mit seiner Klarinettenklasse einen Querschnitt durch die vielfältige Probenarbeit zu vermitteln, und vom kleinsten bis zum grössten Musikanten waren alle mit sichtlichem Eifer bei der Sache. Dass eine solche Darbietung für die Ohren der Besucher kein Ohrenschmaus war, sei nur nebenbei erwähnt.

 

Leben in den Saal brachte eine verkleinerte Knabenmusik — in Konzertformation effektvoll plaziert —, welche die Zuhörer mit populären und modernen Rhythmen gekonnt unterhielt. Und da fragten wir uns, ob es nicht möglich wäre, diese Formation kommerziell etwas einzusetzen. Es muss ja nicht bis in alle Nacht hinein sein. In Schaffhausen gibt es Tagungen und Anlässe genug, bei denen die Teilnehmer vielfach froh wären um eine musikalische Unterbrechung der langen Traktandenliste. Ein finanzieller Ertrag liesse sich — bei eventuellem Ausbau des

 

Repertoires — sicher erzielen, womit der bei Musikkorps immer arg strapazierten Kasse auch wieder etwas geholfen wäre.

 

Vier weitere Stücke und die unvermeidliche Dreingabe schlossen den ersten Teil des Programms ab. Die Ehrungen ergaben einen umfangreichen Katalog, und die verdienten Korpsangehörigen konnten sich des herzlichen Applauses einer dankbaren Zuhörerschaft versichern.

 

Ohne Absenzen überstanden die 70 Anlässe und Proben des Jahres 1969: Elisabeth Hauser, Urs Schneider und Paul Wetter. Sie alle befanden sich schon mehrfach bei den Ausgezeichneten für guten Probenbesuch. 1 Absenz: Claudio Aries, Felix Aries, Lorenz Aries, Hermann Brütsch, Gertrud Bürgin, Susi Grüninger, Heinz Kurmann, Esther Müller, Jakob Raschle, Gerlinde Schlatter, Bruno Schmid, Hansjörg Tanner, Jean Pierre Widmer und Werner Zaugg. 2 Absenzen: Herbert Bühl, Bruno Mändli, Silvio Marugg, Bernhard Nacht und Hans Schurter. 3 Absenzen: Walter Hakios, Andreas Reale, Ulrich Rohrer, Rolf Wirth und Verena Zaugg. 4 Absenzen: Theres Grimm, Anton Hartmann und Herbert Tschirki.

 

17 Schülerinnen und Schüler erhielten für fünfjährige Mitgliedschaft einen kupfernen Wandteller, der sie in späteren Jahren immer wieder an ihre Treue zur Blasmusik erinnern soll. Drei Musikanten haben das reglementarische Alter erreicht und scheiden — nach Erhalt des Musikerpasses — zu den schmetternden Klängen eines Marsches ihrer Kameraden aus. Dass acht weitere Korpsangehörige sich entschieden, trotz Überschreiten der Altersgrenze weiterhin in der Knabenmusik zu verbleiben, zeugt von einem guten Klima. Der Dirigent wird sich — im Hinblick auf die Jubiläumsfeier — über solche Treue doppelt freuen.

 

Zum Programm gehörte auch eine umfangreiche Tombola, deren Lose guten Absatz fanden. Und um die mitternächtliche Stunde griffen die Männer des Orchesters Royal zu ihren Instrumenten, um das gutgelaunte Publikum bis in die Morgenstunden zu unterhalten. (W. B.)

Unsere Archivaufnahme der Knabenmusik Schaffhausen entstand letzten Sommer anlässlich eines Ständchens auf dem Herrenacker.
Unsere Archivaufnahme der Knabenmusik Schaffhausen entstand letzten Sommer anlässlich eines Ständchens auf dem Herrenacker.

Quelle: Schaffhauser Nachrichten, 28. Januar 1970