Das Examenkonzert am Samstagabend im «Schaffhauserhof» brachte der Knabenmusik Schaffhausen einmal mehr einen vollen Saal. Das Korps unter der Direktion von Hansjörg Bollinger hat den zahlreichen Zuhöreraufmarsch denn auch redlich verdient, wurde doch ein Programm an Stücken geboten, populär und abwechslungsreich, das einfach allen Musikfreunden gefallen musste. Dazu kam die unbekümmerte Frische und die augenfällige Begeisterung, mit welcher die jungen Musikanten offensichtlich an der Arbeit waren. Die Knabenmusik Schaffhausen hat das zweite Jahrhundert ihres Bestehens erfolgreich angefangen und scheint auf dem richtigen Wege zu sein, junge Bläserinnen und Bläser zu tüchtigen Musikanten heranzubilden.
Erstmals traten am Samstagabend auch die Mitglieder der neuformierten Tambourengruppe — mit etwelchem Herzklopfen zwar — auf den Plan, um mit den Claironbläsem zusammen den Abend zu eröffnen. Ein schneidiger Marsch, «Mit Trompeten und Posaunen», unter Stabführung des Spielführers A. Kunz folgte, und seine schmetternden Klänge machten auch den hintersten Besucher im Saal klar, dass das Konzert begonnen hatte. «A Perfect Day» und eine romantische Ouverture, diszipliniert und fehlerlos vorgetragen, gingen der Begrüssungsadresse des Kommissionspräsidenten Hans Tanner voraus. Wie üblich begrüsste er eine Anzahl Persönlichkeiten und Delegationen. 1970 war das Jahr des 50jährigen Bestehens, so war es klar, dass der Präsident die Gelegenheit noch einmal ergriff, allen, die zur Verwirklichung der unvergesslichen Tage beigetragen hatten, herzlich zu danken. Sein Dank richtete sich aber auch an die Eltern und an die Musikanten für ihren nimmermüden Einsatz. Bezüglich der Englandreise, welche dieses Jahr gestartet werden soll, betonte H. Tanner, dass nicht etwa die Beiträge der Passivmitglieder zur Finanzierung herangezogen würden, sondern für jeden Bläser dessen Eltern für die Unkosten aufkommen.
Mit Eric Balls «The Young in Heart» fand die Konzertfolge ihren Fortgang, mit sichtlicher Begeisterung wurde auch die Marschfantasie «Colonel Bogey on Parade» in Angriff genommen. Das vorzügliche Gelingen aller Stücke wirkte sich auf Musikanten und Zuhörer stimulierend aus. Besonderen Anklang fand beim Publikum die Vorstellung der einzelnen Register.. Susi Neukomm und Verena Zaugg besorgten dies mit ihren Piccolis in H. Klings «Zwei kleine Finken», und die Teufelsbassisten Paul Wetter, Herbert Pletscher und Oskar Werner Hessen ihre mächtigen Sousahörner erschallen. Mit viel Elan und Eifer demonstrierte Urs Schneider auf seinem funkelnagelneuen Schlagzeug, das er erst am Samstagnachmittag von seinen Eltern geschenkt erhielt, was aus diesem Instrument alles herauszuholen ist. «Winchester Cathedral» war auch das richtige Stück dazu, während «Aux Armes Geneve», mit Tambouren und Clairons, die ganze Klangfülle des 65 Mädchen und Burschen umfassenden Korps noch einmal eindrücklich zur Geltung brachte.
Seit einer Reihe von Jahren unterhält im zweiten Teil des Programms eine kleine Besetzung, zusammengesetzt aus den älteren Musikanten, die Zuhörer mit moderner Unterhaltungsmusik. Das war auch dieses Jahr so, und die Darbietungen fielen beim Publikum auf fruchtbaren Boden.
Mit gegenseitigen Dankesadressen und Präsenten schlossen die Ehrungen und Entlassungen den offiziellen Teil des Abends, bevor das Joe-Schwyter-Sextett das Kommando übernahm und die Tanzlustigen auf ihre Rechnung kommen liess. Wie üblich, wurden dabei die fleissigen Proben- und Anlässebesucher (73 insgesamt) mit einem kleinen Präsent beschenkt. Auf einsamer Höhe glänzte dabei René Lehrbaumer mit 0 Absenzen. Eine Absenz wiesen eine beachtliche Anzahl Bläserinnen und Bläser auf: Lorenz Aries, Susi Grüninger, Elsbeth Hauser, Silvio Marugg, Edgar Megel, Esther Müller, Irma Naef, Othmar Naef, Bruno Schmid, Hansruedi Schurter, Hansjörg Tanner, Paul Wetter. Zwei Absenzen: Felix Aries, Theres Grimm, Heinz Kurmann, Walter Hakios, Gerlide Schlatter, Markus Studer, Verena Zaugg. Drei Absenzen: Claudio Aries, Susi Neukomm, Andreas Reale, Urs Schneider, Rolf Widmaier, J. P. Widmer, Rolf Wirth. Eine ganze Anzahl Schüler erhielten für fünfjährige Mitgliedschaft den kupfernen Wandteller der Knabenmusik, zehn Musikanten erreichten das reglementarische Alter und traten aus, nachdem sie ihren Musikerpass erhalten hatten. Über das reglementarische Alter hinaus entschlossen sich aber ebenfalls einige Burschen und Mädchen zum Weitermachen in der Knabenmusik. So lange dem so ist, braucht einem um die Institution nicht bange zu werden. (W. B.)
Quelle: Schaffhauser Nachrichten, 18. Januar 1971