Mit der Wiedereröffnung des Restaurants Central wurde am letzten Dienstag einer der beiden überlebenden Mühlentalgaststätten der Weg in die Zukunft geebnet. Noch in den dreissiger Jahren säumten über 20 Beizen den Weg der Giesser und Gussputzer zu und von den russigen Arbeitsplätzen im damaligen Schaffhauser «Jammertal». Dem Bedürfnis der Kundschaft entsprechend, bestanden die Vorräte hinter den Theken hauptsächlich aus Bier und klaren Schnäpsen. Die Mechanisierung und Humanisierung der Arbeitswelt bedeutete dann für die meisten dieser Arbeiterknellen das Ende ihrer Existenz. An Stelle des abstumpfenden Schnapses am frühen Morgen trat der Kaffee im Familienkreis; das «Spezli» vor dem Bildschirm in der guten Stube ersetzte am Abend den staubvertilgenden Bierkonsum im rauchgeschwängerten Stammlokal.
Heute erinnern noch zwei Wirtschaften im Mühlental, jedenfalls dem Namen nach, an die «gute alte Zeit». Beide wurden bis vor kurzem von Spaniern geführt. 1981 kaufte die Schaffhauser Kolpinggesellschaft das Central, und bald darauf erinnerte sich der Wirt seiner andalusischen Heimat. Mit dem in erstaunlich kurzer Zeit durchgeführten Umbau traf die Kolpinggesellschaft nun zwei Fliegen auf einen Schlag: zum einen hat sie die Wirtschaft den heutigen Gegebenheiten angepasst, zum andern erfüllte sie sich im ersten Stock, der bisher als Wohnung diente, den alten Wunsch nach vereinseigenen Räumlichkeiten. Kurz vor ihrem 120jährigen Bestehen kommt sie somit in den wohl einmaligen Genuss eines 50 Sitzplätze zählenden Vereinssaales und von zwei Sitzungszimmern.
Das mit der Renovation beauftragte Architekturbüro Ruf und Küng hat sich in Zusammenarbeit mit dem Innenarchitekten Felix Aries bemüht, die noch intakten, das ehemalige Cachet des Restaurants bestimmenden Elemente beizubehalten. So wurden die einfache Tannen-Wandtäferung und der grosse Wandschrank hinter dem Büffet übernommen. Viel zum angenehmen Verweilen wird die leistungsfähige Lüftungsanlage beitragen.
Zum bestimmenden Element ist das neue Büffet geworden, eine Spezialanfertigung der Brauerei Falken. Gut gelöst ist auch die den Gastraum gleichmässig erhellende Beleuchtung. Zusammen mit der in freundlichen Farben gehaltenen Ausstattung verleiht sie ihm den Charakter eines Quartierrestaurants - fehlt nur das dazugehörende Wohnquartier. Das schon bisher bestehende Sali konnte für 16 Personen hergerichtet werden und erhielt endlich einen separaten Zugang. Die stets gut frequentierte Kegelbahn besteht natürlich weiter. Moderne WC-Anlagen konnten im 1. Stock realisiert werden.
Für das neue Wirteehepaar Helen und Heinrich Schaible bildet die vollständig erneuerte Küche einen Anreiz, den ganzen Tag über preiswerte Menüs zu offerieren. Die in Schaffhausen längst gutbekannten Wirtsleute wollen ihr Metier auch im Central nach ihrer bewährten Praxis ausüben.
Quelle: Schaffhauser Nachrichten, 26. November 1983