Vor rund zwei Jahren sorgte die Firma Storz in Schaffhausen mehrere Wochen für Gesprächsstoff. Das Unternehmen, welches vor allem endoskopische Geräte für medizinische Belange herstellt und in Herblingen eine Zweigniederlassung besitzt, wollte in der Wohnzone des Schneckenackers bauen. Der dazu getätigte Landabtausch mit der Stadt stiess aber auf Widerstand. Eine Einwohnergruppe wollte den Neubau auf dem Schneckenacker verhindern. Die Referendumsfrist lief dazumal aber ab, ohne dass die notwendigen 600 Unterschriften, die eine Volksabstimmung nach sich gezogen hätten, eingereicht wurden. Jetzt im Oktober beginnen die Bauarbeiten. Ende 1989 soll der Gebäudekomplex dann stehen.
Blicken wir nochmals zurück: Am 25. November 1986 gab der grosse Stadtrat die Einwilligung zum Landabtausch der Stadt mit der Firma Storz.
Für ein 9263 Quadratmeter grosses Landstück im Merishausertal erhielt das Unternehmen Storz von der Stadt Schaffhausen ein 4805 Quadratmeter grosses Stück Schneckenacker zugesprochen. Da der Schneckenacker aber in die Wohnzone mit hoher Ausnutzung zugeteilt ist, entstand Streit über das geplante Bauvorhaben. Eine Einwohnergruppe wehrte sich gegen das Projekt. Nachdem aber bis zum 29. Dezember, nach Ablauf der Referendumsfrist, lediglich 259 der benötigten 600 Unterschriften bei der Stadtkanzlei deponiert worden waren, entfiel eine städtische Volksabstimmung. Die Firma Storz konnte mit der Planung des Neubaus Schneckenacker definitiv beginnen.
Die Planung ist abgeschlossen
Durch das versuchte Referendum wurden die Planungsarbeiten zwar ein wenig beeinträchtigt, doch jetzt liegen die Pläne des Architekten Felix Aries, der mit der Projektierung des Neubaus beauftragt wurde, vor. Für die Ausführung des Baus werden die beiden Architekten Peter Ruf und Edwin Küng verantwortlich zeichnen. Die Zweigniederlassung auf dem Schneckenacker wird aus zwei verschiedenen Baukörpern bestehen. Einem rechteckigen Gebäude, in welchem die Produktion untergebracht wird, und einem an diesen Quader angegliederten halbrunden Bürotrakt. Beim 33 Meter langen und 18 Meter breiten Produktionsgebäude handelt es sich um einen modernen Hallenbau mit einer grossen Fensterfront. So wirkt der rechteckige Baukörper mit Seitenwänden aus Stahl und Glas alles andere als wuchtig. Rund um den Bau herum sollen neben 40 Parkplätzen auch grosszügige Grünanlagen sowie ein Kinderspielplatz erstellt werden.
Noch dieses Jahr, im Oktober, wird mit den Bauarbeiten begonnen, so dass die Firma Storz damit rechnet, ungefähr Ende 1989 einziehen zu können.
In der Zweigniederlassung auf dem Schneckenacker werden dieselben Montagearbeiten getätigt, wie seit Jahren in Herblingen. Aus diesem Grund schliesst Gudrun Koller-Storz, Mitglied der Geschäftsleitung, eine befürchtete Lärmbelästigung aus. «Ich bin sogar überzeugt, dass wir weniger Lärm verursachen, als wenn an gleicher Stelle ein zusätzliches Wohnhaus erstellt würde.»
Weiterer Ausbau möglich
Da die Firma Storz beim damaligen Landtausch von der Stadt die Option für den Erwerb eines weiteren Landstückes auf dem Schneckenacker zugesichert bekam, ist eine eventuelle Erweiterung des Gebäudes schon bei der Planung berücksichtigt worden. Gudrun Koller-Storz zu einer eventuellen Bauerweiterung: «Die Option wurde damals auf fünf Jahre befristet. Wir müssten uns also in den nächsten drei Jahren entscheiden. Der Neubau auf dem Schneckenacker wurde daher klar so konzipiert, dass ein weiterer Gebäudekomplex lückenlos angefügt werden könnte. Zuerst muss sich die Zweigniederlassung auf dem Schneckenacker aber in der Praxis bewähren, bevor an eine Erweiterung gedacht werden kann.» An Widerstand der Anwohner bei einer eventuellen Erweiterung glaubt Gudrun Koller-Storz nicht. «Wenn die Leute erst einmal gesehen haben, wie wir arbeiten, wird es bei einem Ausbau kaum Einwände absetzen.»
50 neue Arbeitsplätze
Durch das Projekt Schneckenacker der Firma Storz entstehen rund 50 neue Arbeitsplätze. Dabei werden zum grössten Teil Montagearbeitsplätze geschaffen, an denen die verschiedenen Teile
endoskopischer Geräte zusammengebaut werden. Bei den Montagearbeitsplätzen handelt es sich nicht um Fliessbandarbeit, sondern um Präzisionsarbeit, bei welcher einiges an Fingerspitzengefühl
verlangt wird. Die Arbeitnehmer werden für diese Arbeit zwar angelernt, doch eine Grundausbildung als Feinmechaniker oder beispielsweise Maschinenschlosser wäre sicher von Vorteil. Die Firma
Storz möchte auch in der neuen Zweigstelle auf dem Schneckenacker wenn immer möglich Arbeitnehmer aus Schaffhausen anstellen. Warum wählte die Firma aber wiederum Schaffhausen als Standort?
Gudrun Koller: «Erstens lag es nahe, nach der vorhandenen Zweigstelle in Herblingen wieder nach einem Standort in Schaffhausen Ausschau zu halten, und zweitens liegt für uns Schaffhausen, da
unser Stammhaus in Tuttlingen steht, auch verkehrstechnisch besonders günstig. Sicher ist aber auch die bis jetzt gezeigte Loyalität der Schaffhauser Verwaltung uns gegenüber ausschlaggebend
gewesen.» Würde gar ein Weiterausbau des Projektes Schneckenacker in Zukunft realisiert, entstünden nochmals ungefähr gleich viele Arbeitsplätze wie jetzt in der ersten Bauetappe. Über die zu
erwartenden Baukosten wollte sich das Unternehmen Storz zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht äussern. (C. L.)
Quelle: Schaffhauser Nachrichten, 13. September 1988