"Wir wollen mehr als nur Wände anrollen"

Enge Platzverhältnisse und etliche Sicherheitsaspekte bewogen die Scheffmacher AG, an der Neutalstrasse in einen Doppel-Neubau zu investieren. Nach rund einem Jahr Bauzeit werden nun die neue Werkstatt mit Spritzwerk, der Grosshandel, die Schriftenmalerei und auch die neuen Büros heute offiziell eröffnet.

Die zwei schmucken Neubauten der Architekten Aries, Bührer, Ruf & Partner im Herblingertal stehen bereits voll in Betrieb, auch wenn sie selbstverständlich noch nicht bis ins letzte Detail eingerichtet sind. Es waren sowohl Platz- als auch Sicherheitsgründe, die zu dieser Investition führten: Die Scheffmacher-Werkstatt an der Fulachstrasse, wo die Sparte Baumalerei untergebracht war, wurde zu eng, und das Farblager in der Scheffmacher-Liegenschaft am Platz in der Altstadt war Feuerpolizei und Gewässerschutz ein Dorn im Auge.

 

Die Scheffmacher AG beschloss, als Baurechtsnehmerin der Stadt Schaffhausen mit einem Neubau im Herblingertal alle Probleme auf einen Schlag zu lösen. Der Entscheid zu dieser beachtlichen Investition fiel in einer Phase wenig rosiger Wirtschaftsaussichten. Doch die Erfahrung aus der eigenen Firmengeschichte bringt die Rechtfertigung: Als 1969 die Altstadtliegenschaft erworben wurde oder 1975 die Baumalerei ausgebaut wurde, herrschte in der Wirtschaft ebenfalls Flaute. «Es gibt immer kritische Situationen», erklärte Kurt Scheffmacher bereits im Februar bei einem Rundgang durch den Rohbau, «da braucht man eben einen gewissen Optimismus.» Eine Einstellung, die sich lohnen dürfte, denn mit dem bisherigen guten Service und den nun gewonnenen neuen Möglichkeiten wird die Firma kaum Kunden verlieren, sondern wohl eher noch zulegen.

 

Show-Time in der «Hai-Flosse»

Die zwei Scheffmacher-Gebäude an der Neutalstrasse sind nicht einfach blosse Gewerbe-Zweckbauten, die Handschrift des Architekten - Felix Aries - ist deutlich erkennbar. Markantes Erkennungszeichen des Komplexes ist der Schauraum: Wie eine gläserne Haifisch-Flosse ragt hier das erste Stockwerk über den Grundriss hinaus. In diesem Schauraum möchte die Firma Bauherren, Architekten, Malern und anderen Interessierten am konkreten Beispiel zeigen, was unter «malen» heute verstanden werden kann. «Wir wollen mehr als nur Wände anrollen», erklärt Kurt Scheffmacher und verweist auf aufwendige Maltechniken wie Marmorieren, Maserieren. Techniken, die lange als Imitation verschrien waren, jetzt aber gerade für repräsentative Bauten wieder sehr gefragt sind. Fast schon als Spezialist haben die Scheffmacher-Leute eine Spachteltechnik mit Perlacryl entwickelt, was einer Wand einen eigenwilligen Perlmuttschimmer gibt.Eine Technik übrigens, die in den beiden Neubauten selbst des öfteren angewandt wurde, etwa im grosszügigen Personal-Aufenthaltsraum.

 

An die Neutalstrasse ist auch der administrative Teil der Scheffmacher AG umgezogen, die Büros liegen hinter dem Schauraum im ersten Stock. Daran schliesst sich die Schriftenmalerei an, wo Veronika Bringolf sich gerade einrichtet und momentan noch etliche hausgemachte Aufträge ausführt. Der «interne Grossauftrag», die Neugestaltung des Scheffmacher-Logos an der Fassade und an den Fahrzeugen, ist unterdessen bereits abgeschlossen.

 

Umweltschutz im Untergrund

Im Erdgeschoss des Hauptgebäudes wurde die Farbengrosshandlung eingerichtet, wo sich vor allem Profis - Maler, Handwerker - eindecken können. Der Laden-Eingang liegt denn auch gleich beim Kunden-Parkplatz. In dieser Farbhandlung unter der Leitung von Leo Casagrande kann man sich mit allen erdenklichen Utensilien eindecken. Selbstverständlich werden auch Farben nach Kundenwünschen gemischt. Bei wässerigen Farben geschieht dies im Untergeschoss, wo ein Auffangbecken die Farbreste in eine grosse Wanne zum Absetzen leitet - eine von vielen Umweltschutzauflagen, die bei diesem Bauprojekt umgesetzt wurden.

 

Das zweite Scheffmacher-Gebäude an der Neutalstrasse beherbergt im wesentlichen die Werkstatt und die Baumalerei unter der Leitung von Willi Winter. Praktisch ist das verbindende, transparente Dach zwischen den beiden Gebäuden, so ist auch bei «Hudelwetter» eine trokkene Anlieferung (oder ein Eröffnungsfest. ..) möglich. Die grosszügigen Platzverhältnisse in dem Werkstattkomplex erlaubten auch die Einrichtung eines modernen Spritzwerkes, wo nicht nur kleinere Gegenstände wie etwa Fensterflügel, sondern bei Bedarf auch grössere, industriell gefertigte Maschinenteile gespritzt werden können. Diese Arbeiten werden durch ein Schienennetz an der Decke vereinfacht: Der zu spritzende Gegenstand wird an einen Träger gehängt, dann in die abgeschlossene und mit einem Luftfilter ausgerüstete Spritzkammer gefahren. Anschliessend wird das gefärbte Stück in einen «Abstellbahnhof» gezogen, wo es trocknen kann.

 

Ebenfalls im Werkstatt-Komplex untergebracht ist der Personal-Aufenthaltsraum mit einer kleinen Küche sowie, im Untergeschoss, eine grosse Garderobenanlage.

 

Geburtstagsgeschenk

Dass der 24. Mai als Eröffnungsdatum gewählt wurde, ist reiner Zufall und hat selbstverständlich nichts damit zu tun, dass Kurt Scheffmacher am 25. Mai runde 70 Jahre alt wird... Obwohl man ihm dieses Alter keineswegs ansieht, hat er seine Nachfolge bereits eingeleitet: Sein Sohn Daniel Scheffmacher soll etwa in einem Jahr den Betrieb übernehmen. Dafür lässt er sich momentan noch sowohl in einer Unternehmerschule als auch als Malermeister ausbilden. (pla.)

Prunkstück des Neubaus der Scheffmacher AG ist der Schauraum, der wie eine Haifischflosse aus der Gebäudehülle hervorspringt.
Prunkstück des Neubaus der Scheffmacher AG ist der Schauraum, der wie eine Haifischflosse aus der Gebäudehülle hervorspringt.
Kurt Scheffmacher möchte sein Geschäft bald seinem Sohn Daniel (links) übergeben.
Kurt Scheffmacher möchte sein Geschäft bald seinem Sohn Daniel (links) übergeben.
Die Architektur von Felix Aries lässt ungewöhnliche Perspektiven zu.
Die Architektur von Felix Aries lässt ungewöhnliche Perspektiven zu.
Auch der administrative Teil der Firma wurde an die Neutalsirasse verlegt. Im Vordergrund: Lotti Scheffmacher.
Auch der administrative Teil der Firma wurde an die Neutalsirasse verlegt. Im Vordergrund: Lotti Scheffmacher.

Quelle: Schaffhauser Nachrichten, 24. Mai 1991