Das Notwendige und das Angemessene

Der bestehende Empfangsraum und Anmeldeschalter genügte den neuformulierten Unternehmenszielen nicht mehr. Ein neuer Pavillon, der das Unternehmen repräsentiert, soll die Funktion Empfang und Knorr-Präsenz stark verbessern. «Einfach - beweglich - gut»: diese Unternehmensphilosophie der Knorr-Nährmittel AG erweiterten wir für unser Entwurfskonzept noch um «angemessen» und «so gut wie nötig». Für die Positionierung des neuen Objektes wählten wir bewusst die Verbindungsstelle zwischen Verwaltung und Produktion, die damit noch stärker erlebt wird. Umgeben von der imposanten Kulisse der markanten Industriebauten war klar, dass nur eine eigenständige Interpretation des Themas Empfangspavillon in Frage kam: keine spekulative Ästhetik, sondern ein Objekt mit praktischer Vernunft für die Unternehmensfunktionen empfangen und kommunizieren.

 

Das neue Objekt sollte auch nicht in einem nadelgestreiften Anzug, sondern eher in einem Overall dastehen. Zum Stichwort Overall: Ein Overall ist ein sehr praktisches Kleidungsstück. Taschen, die Verstärkungen brauchen, haben Nieten, Taschen, in denen Gegenstände sind, die nicht herausfallen dürfen, sind mit Reissverschlüssen oder Druckknöpfen gesichert. So sollte das neue Objekt sein, da, wo etwas gebraucht wird, wird es montiert. Da, wo der Empfangsort richtig ist, an der Stelle mit der grössten Übersicht nach drinnen und draussen, werden Glasplatten gehalten, von feinen Holzrahmen montiert. Die Stelle zum «Fragen» wird mit einem kleinen, abgestütztem Chromstahltablar markiert. Nicht die Integration aller benötigten Funktionen in eine glatte Hülle war unser Ziel, sondern die Addition der Einrichtungen an den richtigen Stellen.

 

Im Grunde genommen ging es im Entwurfskonzept darum, ein einfach lesbares Gebäude zu entwickeln, mit einer grossen Transparenz und wenig Geheimniskrämerei. Mit einfachsten Mitteln und dem Gedanken «Verfeinern und Rohbelassen» wurden alle Funktionen gebaut: Der Pavillon ist ein Betonwürfel mit verschiedenen Ausschnitten und Verglasungen aus Holz. Die durchgehenden Schalungsverbindungen der sorgfältig und präzise betonierten Würfelhülle verschlossen wir innen und aussen mit Glaskugeln und erhalten mit geringem Aufwand eine unauswechselbare Dekoration und eine neue Ästhetik für den Beton.

 

Die Treppe im Innern weist mit ihrem markanten gelben Betongeländer auf die öffentliche Zweigeschossigkeit hin. Das Farbelement und die Art des Farbauftrages setzen sich am Übergang in die Liftvorhalle fort und bilden beim Liftausgang im Personalrestaurant einen vorläufigen Abschluss. Für Personal und Besucher soll das neue Empfangselement ein «Willkommen» sein und eine Sicherheit vermitteln, dass sie bei einem Unternehmen sind, das seine Aufgabe sehr ernst nimmt. Ich glaube, dass es uns gelang, diesen Ernst nicht verbissen darzustellen.

 

An dieser Stelle ein herzliches Dankeschön an die Geschäftsleitung der Knorr-Nährmittel AG und an den Projektleiter Toni Wulich für die kreative und konstruktive Zusammenarbeit an einem weiteren, spannenden Objekt. Den beteiligten Handwerkern danken wir für die Umsetzung unserer Ansprüche, dass es so einfach blieb, wie es aussehen soll.

Sie haben Grund zur Zufriedenheit: Knorr-Projektleiter Toni Wulich (links) und Architekt Felix Aries vor dem Treppenaufgang.
Sie haben Grund zur Zufriedenheit: Knorr-Projektleiter Toni Wulich (links) und Architekt Felix Aries vor dem Treppenaufgang.

Quelle: Schaffhauser Nachrichten, 24. Mai 1993 von Felix Aries, Aries Bührer Ruf + Partner, Architekten