Vom Zunfthaus zum Bildungszentrum

Unter dem Dach des ehemaligen Zunfthauses zum Rüden soll ein Zentrum geschaffen werden, in dem sich Ärzte, Juristen, Ökonomen und andere Fachleute weiterbilden. Zu diesem Zweck wurde am 24. Juni des letzten Jahres unter dem Vorsitz von Chefarzt Mario Litschgi die Stiftung der Akademie für Fortbildung gegründet.

Die aus renommierten Exponenten der verschiedensten Fachgebiete zusammengesetzte Stiftung der Akademie für Fortbildung - sie wird vom Leiter der geburtshilflich-gynäkologischen Abteilung am Kantonsspital Schaffhausen präsidiert - will im Herzen der Altstadt eine moderne Weiterbildungsstätte mit Tagungsund Ausstellungsräumen, einem Restaurant sowie dreissig Einbettzimmern schaffen (SN vom 25. Juni 1994). Die Bauarbeiten sind dieser Tage unter der Leitung von Architekt Felix Aries, er ist als Mitglied des Stiftungsrates für die Revitalisierung des historischen Gebäudes sowie für die bauliche Umsetzung des Projektes zuständig, aufgenommen worden. Ende März soll bereits mit dem Innenausbau des Hauses zum Rüden begonnen werden.

 

Veränderte Trägerschaft

Gemäss dem ursprünglichen Konzept sollten der Umbau und die Sanierung des ehrwürdigen Gebäudes durch die Stiftung der Interessengemeinschaft für kollektive Vorsorge -sie hatte die Liegenschaft an der Oberstadt 20 im April von der Immobiliengesellschaft ABC erworben - finanziert werden. Für den Betrieb des Weiterbildungszentrums war Thomas Kivel, Leiter des in Deutschland niedergelassenen Institutes Medical Communication, vorgesehen. Im Herbst des vergangenen Jahres geriet die Grundeigentümerin jedoch in finanzielle Schwierigkeiten. In der Folge entschloss sich die Akademie für Fortbildung, das Projekt in eigener Regie zu verwirklichen. Sie hat die Liegenschaft zu diesem Zweck am 18. Januar käuflich erworben und die Finanzierung des Zentrums auf eine neue Basis gestellt. Für die administrativen Belange wurde zu Beginn dieses Jahres Walo F. Eppenberger in den Stiftungsrat berufen.

 

Das Raumprogramm umfasst im Erdgeschoss eine 70 Quadratmeter umfassende Fläche für seminarbezogene Ausstellungen sowie ein Restaurant für die Seminarteilnehmer. Im Untergeschoss stehen medizinische Geräte für verschiedene Ausbildungszwecke zur Verfügung. Im ersten Obergeschoss werden neben dem rund 100 Personen Platz bietenden Zunftsaal das Sekretariat und die Bibliothek eingerichtet. In den weiteren Obergeschossen sind die Gruppenräume sowie Einzelzimmer für 30 Personen vorgesehen. Die Bauherrschaft rechnet mit einer Inbetriebnahme der Fortbildungsinstitution im Frühling des kommenden Jahres. Die Baukosten betragen rund 7 Millionen Franken. Für die Restaurierung des Zunftsaales mit der wertvollen Stuckdecke von Giovanni Ghezzi, die Rekonstruktion der klassizistischen Fassade sowie die Wiederherstellung des grossen Treppenhauses hat das Bundesamt für Kulturpflege einen namhaften Beitrag zugesichert.

 

Internationaler Wissensaustausch

Aufgrund der veränderten Trägerschaft sind Professor Ralph Bloch sowie die Rechtsanwälte Martin Frey und Hans Düggelin aus dem Stiftungsrat ausgetreten. Sie gehören nun - zusammen mit zwei weiteren Hochschuldozenten aus Deutschland und Holland - dem Beirat der Akademie für Weiterbildung an. Dieser strebt eine enge Zusammenarbeit mit den verschiedensten Fachverbänden an und will Schaffhausen zu einem Ort des grenzüberschreitenden Wissensaustauschs machen. Die Fortbildungsziele sollen in einem überschaubaren Kreis mittels problemorientierten, fallbezogenen Lernens und Arbeitens erreicht werden. Das spezielle Umfeld soll aber auch den Dialog unter Kollegen und damit auch den individuellen Erfahrungsaustausch fördern. (W.J.)

Das ehemalige Zunfthaus zum Rüden wird in den nächsten zwölf Monaten in ein Weiterbildungszentrum verwandelt.
Das ehemalige Zunfthaus zum Rüden wird in den nächsten zwölf Monaten in ein Weiterbildungszentrum verwandelt.

Quelle: Schaffhauser Nachrichten, 22. Februar 1995