"Die Schaffhauser sind offensichtlich freundlich und kommunikativ"

In Schaffhausen schieden sich die Geister ob der Polaroid-Galerie an der Olma, bei den Werbefachleuten ist sie unbestritten: Silber dank einer «herausragenden» kreativen Leistung.

«Der Art Directors Club ADC besteht aus lauter Leuten, die sich darüber einig sind, dass der weitaus grösste Teil der Schweizer Werbung schlecht ist», heisst es in der Broschüre, die die «führenden Kreativen» der Schweiz an ihrer leider nur noch heute geöffneten Jubiläumsausstellung in den ABB-Hallen Oerlikon aufgelegt haben. Mit einer strengen Jurierung versucht der ADC seit nunmehr zwanzig Jahren, die Werbung zu verbessern. Wer durch die Werkschau schlendert, staunt tatsächlich über den Wagemut verschiedener Werber, ihre miserablen Arbeiten dem Urteil der verschiedenen Fachjurys zu unterbreiten. Von den insgesamt 1178 Einsendungen wurden nur deren 239 mit einer Medaille ausgezeichnet, bei den Messeständen waren es gar nur drei. Die «Sofortbild-Galerie» des Kantons Schaffhausen erhielt Silber und war damit offensichtlich der beste Messestand des vergangenen Jahres. Jurymitglied Yael Nadiv tröstet mit ihren Erläuterungen ein wenig über die nicht kleine Enttäuschung hinweg, dass von der riesigen Polaroid-Galerie in den riesigen Hallen nichts ausser ein paar Dias zu sehen ist. «Die Schaffhauser haben mit einem Minimum an finanziellem Aufwand etwas Neues, noch nie Gesehenes zustande gebracht», meint die Art Directorin mit ehrlicher Begeisterung, der man sich nicht entziehen kann. Bei aller Einfachheit des Standes bleibe beim Betrachter etwas hängen; die Ausstellung wirke für Schaffhausen als Türöffher: «Come and see us.» Der Schaffhauser Olma-Beitrag (den die Jury nicht an Ort und Stelle, sondern anhand der erwähnten Dias beurteilte) sei beste Kommunikation. «Die Schaffhauser sind offen und freundlich» heisst laut Yael Nadiv die vermittelte Botschaft.

 

Eine späte Genugtuung also für Regierungsrat Hans-Jörg Kunz, den Olma-Hauptverantwortlichen Herbert Neukomm und natürlich für Mäni Frei von der Werbeagentur Aeilig, Frei, der zusammen mit Felix Aries (Art Direction) und Bruno Schlatter (Grafik) den Ausstellungsstand realisierte.

 

Da fragt man sich natürlich, wo sich denn nun überhaupt die Olma-Unterlagen und insbesondere die Polaroid-Aufnahmen befinden. Dazu OK-Mitglied Wendelin Hinder. «Die Protokolle und die meisten Materialien werden bei uns im Archiv des Landwirtschaftsamt aufbewahrt. Das nächste Schaffhauser Olma-Komitee soll schliesslich auf unsere Arbeiten zurückgreifen können wie wir auf jene aus dem Jahre 1981. Die Tafeln mit den Polaroid-Fotos haben wir beim Staatsarchiv eingelagert, in der Meinung, dass es sich dabei um wertvolle Dokumente handelt, die später Aufschluss über die Schaffhauser Gemeinden Mitte der neunziger Jahre geben können, zumal ja auf etlichen Tafeln nicht nur Köpfe, sondern auch Häuser und Maschinen abgebildet sind.»

 

Die Polaroid-Fotos selbst werden also von Staatsarchivar Roland E. Hofer gehütet, der auch keineswegs - wie mitunter befürchtet - an eine Vernichtung der Bestände denkt. Die sperrigen Tafeln sind gegenwärtig nebst dem Schriftenmaterial des Staatsarchivs im Keller der Rathauslaube untergebracht. «Hier dürfen sie auf absehbare oder unabsehbare Zeit bleiben», meint Roland E. Hofer. Wenn etwas, wie eben die Tafeln, zu den Regierungsakten gehöre, dann werde es der Nachwelt erhalten, unabhängig davon, welchen Wert er als Historiker diesen Akten beimesse. Wie lange aber die Qualität der Fotos erhalten bleibe, könne er nicht sagen. Die Herstellerfirma immerhin sei zuversichtlich... (Schi.)

Jurymitglied Yael Nadiv stufte den Schaffhauser Olma-Stand als den kreativsten des vergangenen Jahres ein.
Jurymitglied Yael Nadiv stufte den Schaffhauser Olma-Stand als den kreativsten des vergangenen Jahres ein.

Quelle: Schaffhauser Nachrichten, 06. Februar 1996