SACHE - SÄCHELI

In corpore weilten gestern die Schaffhauser Regierung und Staatsschreiber Felix Bolli in Bodio, wo die Tessiner ihres vor 200 Jahren geborenen ersten Bundesrates Stefano Franscini gedachten. Der freisinnige Franscini schaffte 1854 seine Wiederwahl in die Landesregierung nur dank Schaffhausen, das ihn in den Nationalrat delegiert hatte. Franscini gilt im Tessin noch heute als grösster Staatsmann in der Geschichte des Kantons sowie als «Vater der Volksschule». Zudem gilt Franscini in der Schweiz als Wegbereiter der Statistik. Ein Bundesrat musste sich im 19. Jahrhundert vor seiner Wiederwahl zunächst für die Nationalratswahlen aufstellen lassen und auf diese Weise dem Volk eine Vertrauensfrage stellen. Wegen seiner fortschrittlichen Gesinnung war Franscini, seit 1848 im ersten Bundesrat, vom damals CVPdominierten Tessin nicht mehr nominiert worden. Franscini hatte sich als weitsichtiger Politiker, Wissenschafter und Befürworter für die Gründung einer Eidgenössischen Technischen Hochschule einen Namen gemacht. Im Kanton Schaffhausen, wo nur ein Nationalrat die Wiederwahl schaffte, entstand eine spontane Sympathiewelle für den von seinem Heimatkanton desavouierten Franscini.

 

Die Stadt Schaffhausen sei seit Jahrhunderten ein «Klumpfuss» am Kanton, behauptete allen Ernstes der Dörflinger Kantonsrat Gerold Meier am Montag im Grossen Rat. Was Meier nicht sagte: Zwar nicht seit Jahrhunderten, wohl aber seit Jahrzehnten lässt sich der auch geschäftlich in der Stadt domizilierte Kantonsrat nicht etwa im Reiat, sondern im «Klumpfuss» portieren - im Wahlkreis Schaffhausen.

 

Altgediente Beamte, zumindest in der Stadt Schaffhausen, müssen gewaltig umdenken: Nachdem sich schon die Verkehrsbetriebe ein unternehmerisches Leitbild gegeben haben und gleichsam privatwirtschaftlich operieren, folgen mit dem Zusammenschluss von Elektrizitäts-, Gas- und Wasserwerk nun auch die neuen Städtischen Werke. Und zu allem will der Stadtrat auch noch ein Lohnsystem mit Leistungskomponente einfuhren. Da weht frischer Wind durch die Amtsstuben -zumindest bei einem Teil der Verwaltung. Im Zeichen der Nischenpolitik ist allerdings nicht ganz auszuschliessen, dass sich in einigen Räumen trotzdem noch Spinnweben finden. Vielleicht, eine Anregung, würde ein unternehmerisches Leitbild auch dem eigentlichen Stadthaus gut tun.

 

965 verschiedenfarbige Primelstöcke vom Blumengeschäft Gretener waren es, die am vergangenen Mittwoch auf dem Fronwagplatz unübersehbar den Frühling ankündigten. «Ich wollte, dass man auch in der Stadt merkt, dass es Frühling ist», erklärt Beat Gretener zu seiner Aktion. Und die Passanten hatten ihre Freude an der blumigen Idee. Gretener selbst war überrascht über das grosse Echo. Ab zwölf Uhr mittag wurden die Primelstöcke dann für zwei Franken das Stück verkauft, bis fünf Uhr waren die meisten weg. Und der Gewinn der Frühlingsaktion, rund vierhundert Franken, den stiftete Beat Gretener dem Kinderhaus an der Hochstrasse.

 

Die Renovation des ehemaligen Zunfthauses zum Rüden an der Oberstadt ist so gut wie abgeschlossen. Mit dem Einzug der Akademie für Weiterbildung der Schaffhauser Ärztinnen und Arzte dürfte der Zutritt, wie schon anno dazumal, nur mehr erlauchten Kreisen vorbehalten sein. Bevor es aber soweit ist, bietet sich der Öffendichkeit eine einmalige Gelegenheit, einen Blick ins Innere des traditionsreichen Hauses zu werfen, zumal ein Tag der offenen Tür nicht vorgesehen ist. Morgen Donnerstag um 19 Uhr lädt der Einwohnerverein Altstadt zu einer Führung mit dem Architekten Felix Aries und zum anschliessenden Apéro. Der Verein feiert nämlich gleichzeitig sein 15jähriges Bestehen.

Quelle: Schaffhauser Nachrichten, 27. März 1996