Gemeinsam positive Aspekte orten

Im Rahmen der Seminarreihe «Management of Change» des Schweizerischen Bankvereins wurden neue Lösungswege diskutiert.

An den Meetings des Schweizerischen Bankvereins beteiligten sich rund zwei Dutzend Persönlichkeiten aus der Wirtschaftsregion Schaffhausen. Das Ziel bestand zunächst darin, die unterschiedlichen Ansichten der Vertreter aus Wirtschaft, Wissenschaft und Politik zu den einzelnen Themen aufzuzeigen. Hans Wenzinger, stellvertretender Direktor beim SBV Schaffhausen, erwartete von den Referaten und Diskussionsrunden neue Impulse für alle Beteiligten. «Es geht darum, gemeinsam positive Aspekte unserer Zeit zu orten und Wege ausfindig zu machen, wie die Zukunft aktiv und erfolgreich gestaltet werden kann», erklärt Wenzinger gegenüber den SN.

 

Marketing als Philosophie

Den Eröffnungsteil der Workshop-Reihe im Konferenzraum des Bankvereins in Buchthaien bestritt Bruno Färber, Kommunikationsleiter beim SBV Schaffhausen. Er sieht hinter dem Marketing eine Philosophie, die von allen Beteiligten mitgetragen werden muss. «Der angestrebte Erfolg bedingt deshalb eine intensive Zusammenarbeit innerhalb des Unternehmens», so Färber. Ob das Marketing, wie im Thema vorgegeben, wirklich ein «Heilmittel für veränderte Markt- und Umfeldbedingungen» sein kann? Diese Frage führte bereits am ersten Abend zu einer kontroversen Diskussion - auch über die Veränderungen innerhalb der Bankenlandschaft selbst.

 

Verbesserungspotentiale nutzen

Martin Stamm, Geschäftsleiter der Industrie Informatik Infag, Schaffhausen, referierte über «Verbesserungspotentiale - die ungenutzten Unternehmensreserven». Unter «Management of Change» versteht Stamm das Beherrschen von Veränderungen. Aus seiner Erfahrung beziffert er das Verbesserungspotential in Industrie, Dienstleistungsbetrieben und in der Verwaltung mit durchschnittlich 20 bis 30 Prozent. Er untermauerte seine These mit konkreten Beispielen und Lösungsvorschlägen. Im Vordergrund steht für ihn die rasche Beseitigung vieler kleiner Hindernisse, welche die Tagesarbeit hemmen. Denn, so Stamm: «Das ist erfolgreicher als langwierige Veränderungen von Gesamtstrukturen und -problemen.»

 

Von der Ethik der Unternehmer

Zu einem lebendigen Abend wurde die dritte Veranstaltung, in deren Rahmen sich Pfarrer Gerhard Blocher aus Hallau mit der «Ethik in der heutigen Wirtschaft» auseinandersetzte. Er vertrat vehement seinen Grundsatz, dass alles, was mit Ethik und Moral zu tun hat, heute der Gefahr ausgesetzt ist, mit Heuchelei in Verbindung zu stehen. «Das Streben des Menschen nach einer weissen Weste steckt auch in der Seele des Unternehmers, der dauernd sein schlechtes Gewissen mit der Betonung seiner ethischen Bestrebungen beschwichtigen will.» Demgegenüber bedeute das Wort Ethik wie auch das Wort Moral nur den «Brauch». Also das, was brauchbar ist. Das heisst, dem Leben und der Gesellschaft dient. «Ein tüchtiger Unternehmer hat noch nie etwas anderes getan als das», so Blocher abschliessend.

 

Bauen mit Lust statt Frust

«Mit dem Bauen ist oft viel Frust verbunden», stellte Architekt Felix Aries eingangs seiner Ausführungen zu diesem Thema fest. Der Projektentwickler der ABR & Partner AG, Schaffhausen, ortet die Zukunftschancen im ökologischen Bauen. Er stellt dabei eine «Ereignisstruktur» in den Vordergrund: Leichtmetallkonstruktionen mit einfachen Installationskonzepten, die den Ausbauablauf unabhängig vom Rohbau ermöglichen. Aries' Philosophie für die Zukunft: «Industrielle Fertigung muss mit Bauen vor Ort kombiniert werden. Das bedingt, dass sich die Planer noch stärker als bisher mit den Abläufen beschäftigen.» Auch zu diesem Thema entfachte sich eine angeregte Diskussion, in deren Verlauf verschiedentlich Kritik an der Stadtbildkommission (zu oft unsinnige und teure Auflagen) geübt wurde. Der Erfahrungsaustausch fand beim gemeinsamen Abendessen im Seminarzentrum Zunfthaus Rüden seinen vorläufigen Abschluss. Um einige konkrete positive und hilfreiche Ideen für alle Workshop-Teilnehmer nutzbar zu machen, werden diese nun im Mai in kleinen Gruppen aufgearbeitet und verteilt. (H. G.)

Quelle: Schaffhauser Nachrichten, 15. April 1997