Neues Konzept und neue Gesellschaft für das Zunfthaus Zum Rüden

Die Stiftung Akademie für Fortbildung hat sich mit der Übernahme und der aufwendigen Sanierung des Zunfthauses Zum Rüden übernommen. Der «Rüden» soll nun zu einem eigentlichen Seminar-Hotel-Restaurant werden.

75 000 Franken hat der Grosse Stadtrat am vergangenen Dienstagabend mit dem städtischen Voranschlag 1999 bewilligt; und mit diesem Betrag soll sich die Stadt - unter der Voraussetzung eines neuen, erfolgversprechenden Betriebskonzeptes und einer gesicherten Finanzierung - am Zunfthaus Zum Rüden beteiligen. Konkreter: an einer neuen Gesellschaft, die das traditionsreiche und prächtige Haus künftig führen soll.

 

Die Budgetposition tauchte zumindest für die Öffentlichkeit einigermassen überraschend auf. Insider wussten jedoch um die finanziellen Schwierigkeiten der Eigentümerin des Zunfthauses Zum Rüden, der Stiftung Akademie für Fortbildung. Sie hat sich mit der zwar rundum gelungenen, aber eminent aufwendigen Sanierung des ehemals verlotterten Hauses übernommen. «Selbst bei einer permanenten Vollauslastung wäre keine genügende Rentabilität zu erzielen gewesen», stellt Walo F. Eppenbeger, der mit Mario Litschgi und Felix Aries dem Stiftungsrat angehört, fest. Eine Parallele zum «Kronenhof»: Die hohen Investitionsund Finanzierungskosten machten alle Anstrengungen für einen mindestens kostendeckenden Betrieb des «Rüden» zunichte. Dazu kam, wie Eppenberger meint, dass das von der Stiftung verfolgte Konzept der beruflichen medizinischen Fortbildung für die Ärzteschaft am Markt nicht wie vorgesehen zu funktionieren begann.

 

Nun ist die Stiftung am Ende. Die Kapitalgeber, vor allem die Schaffhauser Kantonalbank und die Winterthur-Versicherungen, verlangen eine neue Betriebsstruktur und eine nachhaltige finanzielle Sanierung. Nur so sind sie bereit, Forderungsverzichte zu leisten. Die kantonale Stiftungsaufsicht wiederum will ebenfalls eine rasche Lösung sehen. Andernfalls, drohte der Kanton, werde die Stiftung Akademie für Fortbildung amtlich liquidiert.

 

Der Stiftungsrat möchte allerdings den unter Denkmalschutz stehenden «Rüden» für die Öffentlichkeit erhalten. Und es soll dies mit einem neuen Anlauf, einem neuen Konzept und einer wesentlich veränderten Betriebsstruktur geschehen. Das Sanierungskonzept sieht deshalb eine vollständige Entflechtung von Immobilienbesitz und Betrieb vor. Eine neue «Immobiliengesellschaft Zunfthaus Zum Rüden AG» -an der sich eben auch die Stadt beteiligen kann - soll das Zunfthaus zu einem Preis erwerben, der einen rentablen Betrieb ermöglicht. Die Gläubiger, das ist klar, müssten dabei einige Franken ans Bein streichen. Der Immobiliengesellschaft ihrerseits soll eine Betriebsgesellschaft angegliedert werden.

 

Neben den bislang involvierten Gläubigern, der Stadt Schaffhausen und noch anderen zu gewinnenden Aktionären soll - ein zentraler Punkt des Sanierungskonzepts - die in München domizilierte Hotelmanagementgesellschaft Treugast Aktien zeichnen. Sie wird, ein Zustandekommen vorausgesetzt, im Rahmen eines Managementvertrages den Gastro- und Logiebereich des Zunfthauses Zum Rüden betreiben.

 

Verbunden damit ist ein völlig neues Betriebskonzept: Das Zunfthaus wird vollständig geöffnet und zu einem Seminar-Hotel-Restaurant für den gehobenen Tourismus. Das ursprüngliche Konzept findet sich indessen auch in der neuen Ausrichtung: So soll der «Rüden» weiterhin Seminarien - auch für die Akademie für Medizinische Fortbildung (AMF) - und Kleinkongressen, Weiterbildungsveranstaltungen (auch der neuen Seniorenuniversität) und Kulturanlässen eine Heimstatt bieten.

 

Entscheidend für das Gelingen dieses zweiten Anlaufs ist allerdings, dass mindestens mit den Hauptgläubigern eine Einigung erzielt und dass ein Aktienkapital von einer Million Franken für die neue Immobiliengesellschaft Zunfthaus Zum Rüden AG zusammengebracht wird. Ein ambitiöses, aber nicht unerreichbares Ziel: Mit dem «Rüden» besitzt schliesslich Schaffhausen eine einzigartige Liegenschaft, die es nach Ansicht des Stiftungsrates verdient, auch von einer breiteren Öffentlichkeit genutzt zu werden. (J. R.)

Ein Prunkstück des «Rüden»: Der Zunftsaal. Die den «Rüden» besitzende Stiftung hat sich mit der Sanierung des Hauses allerdings übernommen. Aufnahme: René Uhlmann
Ein Prunkstück des «Rüden»: Der Zunftsaal. Die den «Rüden» besitzende Stiftung hat sich mit der Sanierung des Hauses allerdings übernommen. Aufnahme: René Uhlmann

Quelle: Schaffhauser Nachrichten, 11. Dezember 1998