Stadtrat Werner Widmer* zum Sportstättenbau in Schäffhausen
Die mittelfristig nicht mehr akzeptable Sanierungsbedürftigkeit des Stadions Brejte eröffnet Schaffhausen eine einmalige städtebauliche Chance: die Verlegung des Stadions ins Herblingertal.
Dass das Stadion Breite dringend und umfassend saniert'werden muss, steht ausser Frage und wird nicht bestritten. Mittlerweile hat der Schaffhauser Stadtrat dem Grossen Stadtrat denn auch vier Varianten zur Sanierung beziehungsweise zu einem Neubau des Stadions vorgelegt. Eine davon sieht die Errichtung einer neuen Sportstätte im Herblingertal vor.
Neuer Standort nötig
In der nun anlaufenden Diskussion um Um- und Neubauten, Kosten und Standorte darf ein wesentlicher, im Sinne des Gemeinwohls sogar der wesentlichste Aspekt nicht vergessen werden. Der Stadt bietet sich die einmalige Chance, eine ökologisch und städtebaulich unsinnige Situation nachhaltig zu korrigieren und in den Bereichen Sport, Freizeit und Unterhaltung neue und über die Region hinaus wirkende Zukunftsmöglichkeiten zu realisieren. Voraussetzung dafür ist allerdings, dass ein neuer Standort ins Auge gefasst wird.
Denn ein altes wie ein neues Stadion ist im Wohnquartier Breite fehl am | Platz. Zum einen ist das Quartier bereits durch die Konzentration von Sport- und Freizeitanlagen und durch zahlreiche Veranstaltungen übermässig belastet. Eine weitere Lärm- und Verkehrszunahme ist nicht zu verantworten. Zum andern kann eine Sanierung an Ort nur wenig mehr als Kosmetik sein, und sie wird wesentliche Standortnachteile (zu wenig Parkplätze, schlechte Erreichbarkeit, Belastung der Wohnquartiere durch erhöhtes Verkehrsaufkommen) nicht zu korrigieren vermögen. Auf der Breite sind ausserdem dringend erforderliche Erweiterungen mangels Expansionsmöglichkeiten verwehrt.
Möglichst viele Gruppierungen einbeziehen
Die gegebenen Verhältnisse verunmöglichen eine wahrhaft zukunftsorientierte und nicht nur auf einen einzigen Verein fokussierte Lösung auf der Breite. Einzig ein Standortwechsel ins Herblingertal, wo ausreichend Platz zur Verfügung steht, bietet die Voraussetzung zur Vernetzung vielfältiger Aktivitäten und erlaubt die Schaffung einer eigentlichen Sport-, Freizeit- und Unterhaltungszone, in die nicht nur Fussballvereine, sondern zahlreiche weitere sportliche Gruppierungen einzubeziehen sind. Schaffhausen leistet sich den Luxus zahlreicher dezentralisierter Sportstätten in allerbesten Wohnlagen, die jede für sich moderne Anforderungen, wenn überhaupt, nur unzureichend erfüllen.
Dagegen kann ein etappenweise realisiertes «Sportzentrum Herblingertal» als Ergänzung zu bestehenden Einrichtungen (Einkaufszentren, Karting), Landschaften (Forsthaus, Finnenbahn) und geplanten Betrieben (Kino) die unbestreitbaren Bedürfnisse nicht nur optimal, sondern auch kostengünstig befriedigen. Die Schaffhauser Sportkommission stellt sich deshalb dezidiert hinter die Variante Neubau/Herblingen.
Gemischtwirtschaftliche Trägerschaft prüfen
Ein grosser, zu grosser Wurf? So gewaltig, wie er auf den ersten Blick erscheinen mag, ist er nicht. Die Variantenanalysen des Stadtrates haben gezeigt, dass ein Stadionbau nicht unwesentlich teurer als eine umfassende Sanierung auf der Breite zu stehen kommt. Mit der Verlegung ins Herblingertal könnte wiederum wertvolles Bauland auf der Breite anderweitig nutzbar gemacht werden.
Denkbar wäre, dass eine gemischtwirtschaftliche Trägerschaft den Betrieb der Herblinger Sportstätte übernehmen könnte; die Stadt wiederum könnte sich mit dem Ertrag des Breite-Landverkaufs substanziell daran beteiligen und auf diese Weise direkt hoheitliche Rechte geltend machen. Eine solche Lösung würde ein Engagement zahlreicher Sportvereine möglich machen - und damit das finanzielle kommunale Engagement minimieren.
Ein Stadionbau im Herblingertal bietet mithin enorme und vielfältige Vorteile: Steigerung der Wohnqualität der Breite, Konzentration von Sportanlagen und somit ein kostengünstiger Betrieb der Anlagen, Eliminierung unhaltbarer Verkehrsprobleme und die Chance, eine zukunftsgerichtete Lösung zu realisieren, wie sie später in dieser Art und Weise nicht mehr möglich sein wird. Solchen Überlegungen werden sich auch die politischen Gremien bei der Diskussion der Stadionsanierung nicht verschliessen können.
* Werner Widmer ist Mitglied der IG Sportzentrum Herblingertal, der zurzeit neben ihm Heinz Albicker, Felix Aries, Kurt Baader, Giorgio Behr, Peter Schneider und Thomas Spengler angehören
Quelle: Schaffhauser Nachrichten, 04. September 1999