Kirche verkauft Schaffhauserhof

Mit dem Verkaufserlös für den Schaffhauserhof renoviert die katholische Kirchgemeinde die Kirche Sta. Maria.

Den beiden Vorlagen des Kirchenstandes, Verkauf der Grundstücke Schaffhauserhof für 1300 000 Franken und dem Kredit über 1 078 000 Franken für die Aussenrenovation Sta. Maria, stimmten die zahlreichen Mitglieder an der Ausserordentlichen Kirchgemeindeversammlung der römischkatholischen Kirchgemeinde Schaffhausen mit klarer Mehrheit zu. Damit schaffte man zwei Probleme aus der Welt, die in den letzten Jahren oft mit vielen Emotionen diskutiert wurden und viel Konfliktpotenzial enthielten.

 

Faires Angebot

An seiner ersten Kirchgemeindeversammlung als Präsident konnte Rene Quiblier über 120 Stimmberechtigte begrüssen. Nach der letzten, turbulenten Versammlung vom Mai 2000 war man gespannt, ob die Traktanden wieder so emotionell diskutiert würden. Vorab darf festgestellt werden, dass fast alle Voten fundiert waren und sachlich vorgetragen wurden. Die Genehmigung des Protokolls der letzten Kirchgemeindeversammlung erzeugte allerdings zu Beginn eine eher negative Stimmung und Unruhe im Saal, da ein Ergänzungsantrag mit viel persönlicher und offensichtlich schlecht informierter Begründung vorgetragen wurde. Das Protokoll wurde trotzdem ohne Gegenstimme und mit nur einer Enthaltung genehmigt. Mehr zu reden gab das zweite Traktandum: der Verkauf der Liegenschaften Schaffhauserhof an die Klaiber Immoblilien AG, Schaffhausen. Diese Firma hat die Grundstücke seit Mai 1988 im Baurecht, wobei der Baurechtszins seit zwei Jahren zu reden gab. Der Kaufund Baurechtsvertrag verlangt, dass der Landwert alle zehn Jahre durch das Kantonale Amt für Grundstücksschätzung neu bestimmt wird und als Basis für die Ermittlung des Baurechtszinses gilt. Die Neubewertung vom Dezember 1998 führte fast zu einer Verdoppelung des Baurechtszinses innerhalb von zehn Jahren auf 514 Franken pro Quadratmeter.

 

Dies hat der Baurechtsnehmer nicht akzeptiert. An der letzten Kirchgemeindeversammlung wurde darüber schon heftig diskutiert und der Kirchenstand beauftragt, mit der Klaiber Immobilien AG eine einvernehmliche Lösung zu suchen. Diese Einigung kam zu Stande mit einer neuen Formel zur Berechnung, indem 85 Prozent der Schätzung von 1998 genommen wird und alle zwei Jahre eine Anpassung des Landwertes von 85 Prozent des Landesindexes erfolgt. Im Laufe der Verhandlungen erfolgte dann das Kaufangebot des Baurechtnehmers von 1300000 Franken, das vom Kirchenstand als fair und gut bezeichnet wurde und auch über der Verkehrswertschätzung des Grundbuchamtes von 1 183 000 Franken lag.

 

Ideale Finanzierung

Norbert Gschwend als Finanzreferent vertrat fundiert und überzeugend die Meinung des Kirchenstandes und bezeichnete den Preis als gut und für die Finanzierung der Aussenrenovation als ideal. Die Zielsetzung sei, den Erlös sinnvoll einzusetzen, langfristig die Kirchgemeinde davon profitieren zu lassen und das Konfliktpotenzial des bisherigen Baurechtsvertrages zu eliminieren. Nebst den zustimmenden Voten vertraten die wenigen Gegner der Vorlage die Meinung, man müsse das Land als Reserve im Sinne eines «Notgroschens» für schlechtere Zeiten behalten. Auch wurde kritisiert, dass man nicht wisse, wie die Restsumme von etwa 200000 Franken nach Bezahlung der Renovation verwendet werde. Nach einer ersten, etwas unklaren Abstimmung stimmten die Anwesenden dem Verkauf mit 105 Ja zu 15 Nein klar zu.

 

Unübersehbare Schäden

Baureferent Roland Korn und Felix Aries als Vertreter der beauftragten Firma für die Projektstudie stellten die drei Varianten für eine Aussenrenovation vor. Umwelt- und Witterungseinflüsse nebst unsachgemässer Sanierung vor allem im technischen Bereich bei der letzten Renovation sind die Gründe für den schlechten Zustand der Fassade und die unübersehbaren Schäden. Nebst der Basissanierung für rund 1,1 Mio. Franken, die zur Behebung der Schäden und zur Werterhaltung dient, zeigte man auch die möglichen Rekonstruktionsabsichten bis hin zum ursprünglichen Zustand um 1895. Da jedoch bei der letzten Renovation vor über 30 Jahren in dieser Beziehung viel zerstört wurde, sind diese Rekonstruktionsvarianten nicht nur sehr teuer, sondern auch fragwürdig. In der Diskussion setzten sich doch Einzelne dafür ein, ohne eine Mehrheit davon überzeugen zu können. So entfielen auf die Variante 1 (Basissanierung mit Teilrekonstruktion für rund 1,7 Mio. Franken) lediglich fünf Ja-Stimmen, während dem Vorschlag des Kirchenstandes (Basissanierung) die überwältigende Mehrheit zustimmte. Obwohl dem Verkauf sicher auch deshalb zugestimmt wurde, weil damit die Finanzierung der Renovation ohne Steuerfusserhöhung oder Objektsteuer ermöglicht wurde, gab dieser Punkt noch zu reden. Ein Antrag von Nicolau Parodi verlangte, dass nur die Hälfte des Verkaufspreises zur Bezahlung der Renovation verwendet werde und der Rest mit einer Objektsteuer von 0,5 Prozent finanziert werden soll. Er begründete dies damit, dass die Renovation eine Aufgabe der heutigen Generation sei und man nicht den ganzen Erlös jetzt wieder investieren soll. Mit einer guten Anlage kann ein Finanzpolster für die nächsten Jahre geschaffen werden.

 

Der Finanzreferant konnte sich mit dem Gedanken, dass die Kirchgemeinde als Kapitalanleger auftritt, nicht befreunden und wies auf die Risiken hin. Der Vorschlag fand doch einige Zustimmung, was in der Schlussabstimmung mit 20 Ja-Stimmen für den Antrag Parodi zum Ausdruck kam. Der Antrag des Kirchenstandes, die ganze Renovation durch den Verkaufspreis zu finanzieren, vereinigte jedoch 107 Ja-Stimmen auf sich.

 

Katholiken im Netz

Beim abschliessenden Dank wies der Präsident noch auf die Internetseite von Katholisch Schaffhausen hin, die in Arbeit ist und unter www.pfarreienschaffhausen.ch abgerufen werden kann. Der weitgehend neu zusammengesetzte Kirchenstand hat seinen ersten öffentlichen Auftritt mit Bravour bestanden und kann den nächsten Kirchgemeindeversammlungen vom Mai (Rechnung 2000/Budget 2001) und November (Budget 2002) mit Zuversicht entgegensehen. (wha)

Quelle: Schaffhauser Nachrichten, 21. Februar 2001