Ein Vorzeigeobjekt des sanften Tourismus

Das Seminarhaus Schöpfe in Büttenhardt feiert seinen fünften Geburtstag und sieht optimistisch in die Zukunft.

Büttenhardt.  Als die «Schaffhauser Nachrichten» im September 1996 über die Eröffnung eines Seminarhauses mit den Gebäulichkeiten «Schöpfe» und «Bütte» im Oberen Reiat berichteten, war die bei Bekanntwerden des Projekts vorherrschende Skepsis längst noch nicht verschwunden. Die Büttenhardter waren zwar froh, dass die Schöpfe indirekt die Aussiedlung der Bauernfamilie Hans Bernhard in eine moderne Siedlung am Dorfrand ermöglicht hatte, aber so richtig warm werden konnten sie für die neuen Ideen vorerst noch nicht. Und allgemein gab man dem abgelegenen, durch den öffentlichen Verkehr - noch - keineswegs optimal erschlossenen Seminarhaus kaum eine Überlebenschance.

 

Eine Vision bewährte sich

Schön, wenn man sich so täuschen kann. Andrée Mijnssen hat nach mehrjähriger Planung in einem ehemaligen Bauernhof ihre persönlichen Visionen zusammen mit Architekt Felix Aries umgesetzt und das Seminarhaus mit der ihr eigenen Beharrlichkeit zum Erfolg geführt. Erstaunlich schnell erlangte die Schöpfe öffentliche Anerkennung - den «Innovationspreis Öko-Design» der Schweizer Hotellerie 1997 - und brachte mit steigenden Belegungszahlen auch neue Arbeitsplätze in die Gemeinde. Da unter der initiativen Geschäftsführerin Ursula Meier, die im Herbst 1998 Jonas und Petra Scharf-Vogt ablöste, ein neuerlicher Aufschwung erfolgte, liegt die Auslastung des 45 Betten umfassenden Seminarhauses das ganze Jahr hindurch betrachtet bei guten 40 Prozent, was natürlich nichts anderes bedeutet, als dass die Schöpfe in den Spitzenzeiten restlos und lange im Voraus ausgebucht ist.

 

Zuversichtlich stimmt die kontinuierlich aufwärts zeigende Tendenz, denn noch immer ist die Gewinnschwelle nicht erreicht. Mit über 6000 Übernachtungen rangiert die Schöpfe aber in der regionalen Statistik trotzdem recht weit vorne und rechtfertigt es, auch im Reiat von Tourismus zu sprechen - von sanftem Tourismus notabene.

 

Die Schöpfe will ihr wichtigstes Gut, die einzigartige Umgebung, die sowohl konzentriertes Arbeiten wie anschliessendes Erholen garantiert, nicht fahrlässig zerstören. Und mit ihrem siebenteiligen Naturgarten, mit der ökologischen, aus der Region selbst stammenden Ernährung und der umweltbewussten Bauweise nahm die Schöpfe in ihrer Branche eine ökologische Vorreiterrolle ein. «Wir erzeugen unser warmes Wasser mit Sonnenkollektoren, nutzen das Dachtraufenwasser für Waschmaschine und sanitäre Spülungen und haben auch eine Holzschnitzelheizung», führt dazu Andrée Mijnssen aus, die den Erfolg der Schöpfe auch auf die besondere Atmosphäre des Hauses mit der ihm eigenen baulichen Grosszügigkeit sowie der Liebe für Details und stimmigen Farben zurückführt.

 

Die Gäste bringen den Inhalt

Will man von Andrée Mijnssen wissen, was denn in diesem «Erwachsenenbildungszentrum» alles stattfinde, so erhält man keineswegs die erwartete Antwort: Die Schöpfe sei kein Bildungszentrum und wolle auch keines sein. «Die Schöpfe ist ein Ort, wo die Gruppe im Zentrum steht.» Die Gäsie würden den Inhalt bestimmen und die verschiedenen Räume - fünf Seminar- und Kursräume, ein grosser Bewegungsraum und diverse Arbeitsnischen - mit Leben erfüllen. Das Team mit zwei Ganz- und vier Teilzeitangestellten sowie einem Dutzend Aushilfen aus der Region sei bemüht, in jeder Beziehung optimale Rahmenbedingungen zu bieten.

 

Vielseitige Nutzung

Die Schöpfe wird, wie ein Blick auf die Besucherliste zeigt, vielseitig genutzt. Ein wichtiges Standbein bilden die Erwachsenenbildung und der Weiterbildungs- und Coachingbereich, der beispielsweise schon von der Nationalbank und der Swissair für Mitarbeiterkurse genutzt wurde. Mehr und mehr nehmen aber auch regionale Firmen das kostengünstige Angebot für Klausurtagungen, Kommunikationsseminare oder Supervisionen in Anspruch.

 

Im Seminarhaus würden aber oft auch Gymnastik-, Tanz-, Aikido- und Tai-Chi-Kurse stattfinden, ergänzt Geschäftsführerin Ursula Meier. Die Ambiance eigne sich zudem bestens für therapeutische Anlässe. Auch dürfe man hier immer häufiger Apéros, Bankette sowie Familien- und Firmenanlässe durchführen, wodurch die Vernetzung mit der einheimischen Bevölkerung noch intensiviert werde.

 

Ein Tag der offenen Türe ist angesichts der auch für die Besucher anstrengenden Schaffhauser Jubiläumsaktivitäten nicht vorgesehen; das 5-Jahr-Jubiläum wurde jedoch kürzlich mit zahlreichen geladenen Gästen trotzdem gebührend begangen. Auch wird das Team selbst noch zu seinem Fest kommen. (Schi.)

Andrée Mijnssen (rechts) und Ursula Meier sorgen dafür, dass Gäste in der Schöpfe aus dem Vollen schöpfen können.
Andrée Mijnssen (rechts) und Ursula Meier sorgen dafür, dass Gäste in der Schöpfe aus dem Vollen schöpfen können.

Quelle: Schaffhauser Nachrichten, 24. August 2001