Der Schandfleck soll einer Überbauung weichen

Das Projekt Herrenacker Süd scheint nach einem Rückschlag wieder auf gutem Weg zu sein. Gestern wurde es vorgestellt.

Das alte Parkhaus zwischen Rosen- und Frauengasse, mit den Worten des städtischen Baureferenten Kurt Schönberger «ein Schandfleck, mit dem bestimmt kein Wakkerpreis mehr gewonnen werden kann», soll endlich abgerissen werden. An der attraktiven Lage zwischen Herrenacker und Rhein soll eine Gesamtüberbauung mit Wohn- und Dienstleistungsfläche entstehen. Gestern stellte der vom Investorenduo Gabl AG und Klaiber Immobilien AG beauftragte Architekt Felix Aries sein Projekt im kantonalen Verwaltungsgebäude Mühlental vor. Ein kammförmiger Gebäudekomplex mit drei Innenhof-Öffnungen gegen die Rosengasse soll Raum bieten für ein Wohnungs-, Dienstleistungs-, Lager- und Parkierangebot.

 

21 Wohnungen, 260 Parkplätze

Im Detail vorgesehen sind 7 S'A-Zimmer- und 14 4V2-Zimmer-Eigentumswohnungen an der südorientierten Hanglage auf insgesamt über 3600 Quadratmetern sowie Büros auf einer etwa gleich grossen Fläche, Lager- und Kellerräume auf über 1400 Quadratmetern sowie etwa 260 Parkplätze auf drei Etagen, wovon 90 öffentlich sein sollen. Eine Zufahrt ist von der Rheinstrasse her vorgesehen.

 

Die Innenhöfe sollen nur privat zugänglich sein; dagegen soll an der oberen Kante des Gebäudekomplexes ein neuer öffentlicher Durchgang zwischen Rosen- und Frauengasse geschaffen werden. Auf der Grundstücksfläche von 3150 Quadratmetern sollen rund 30 Millionen Franken verbaut werden. Allein der Abriss des bestehenden Parkhauses koste eine halbe Million Franken.

 

«Dringender Handlungsbedarf»

Als eine Sternstunde bezeichnete der städtische Baureferent die Aussicht auf eine baldige Änderung im Gebiet des Parkhausprovisoriums: «Dies ist der Startschuss für eine Entwicklung in einem Teil der Altstadt, in dem dringendst Handlungsbedarf besteht.» Er erinnerte an weitere erfolgreiche Projekte in der südlichen Altstadt wie die Parkgarage unter dem Herrenacker, das Casino, das Kornhaus oder das Haberhaus an der Neustadt. Auch Stadtbaumeister Ulrich Witzig sprach sich für eine Überbauung in dieser Randlage der Altstadt aus, die im Gegensatz zur Fussgängerzone eine heterogene Struktur mit vielen Grünoasen aufweise, und äusserte den Wunsch, das Projekt nun zügig in Angriff zu nehmen.

 

Wettbewerbsgewinner verliert

Das Grundstück soll nun vom bisherigen Eigentümer, dem Kaufmännischen Direktorium, veräussert werden, falls dem vorliegenden Projekt eine Baubewilligung erteilt wird. Dessen Präsident, Volkswirtschaftsdirektor Erhard Meister, äusserte sich zufrieden über die Aussicht, das Parkhausprovisorium endlich ersetzen zu können: «Für die Firmen, welche von der Wirtschaftsförderung geholt werden, müssen Wohnungen auf hohem Niveau und Dienstleistungsflächen zur Verfügung gestellt werden.»

 

Unbefriedigend sei dagegen der Projektverlauf nach dem Wettbewerbsverfahren gewesen: Nach dem Entscheid der Jury wäre das Projekt des Teams Aeilig Hofer Lamparsky ausgewählt worden. Das Architektenteam und die Investoren trennten sich jedoch, waren aber beide weiterhin zur Realisierung bereit (siehe Kasten). Bedingungen für beide Projekte waren eine gesicherte Finanzierung und ein bestehendes Kaufangebot, erläutert der Volkswirtschaftsdirektor. «Es war eine für alle drei Seiten unbefriedigende Situation», meint Meister im Nachhinein gegenüber den SN. Das Direktorium hätte mit einem interessierten Investor vom Architektenteam verhandelt, seitdem seien jedoch keine konkreten Angebote mehr erfolgt.

 

Parkplätze auf dem Herrenacker

Für eine Weiternutzung des offensichtlich baufälligen Parkhauses müssten inzwischen ganz beträchtliche Mittel investiert werden, wie Meister weiter betonte. Die seit rund 30 Jahren bestehende Anlage hat als «Providurium» seine Lebensdauer jedenfalls überschritten. Derzeit dient es Angehörigen der kantonalen Verwaltung, Privaten, die Parkplätze fest gemietet haben, sowie der Öffentlichkeit mit dem Angebot frei belegbarer Plätze.

 

Für einen Teil der aufgehobenen etwa 230 Parkplätze werde laut dem städtischen Baureferenten Ersatz geboten: Ein Grossteil soll als Übergangslösung auf den Herrenacker zu stehen kommen (siehe auch Mitteilung auf Seite 17). Damit wäre der Platz auch nach der vollkommenen, im Mai vorgesehenen Eröffnung der Parkgarage Herrenacker noch nicht frei. Immerhin werde die Parkgarage im neuen Projekt zuerst gebaut und bestenfalls schon ein Jahr nach Baubeginn beendet, sodass die Parkplätze dann wieder aufgehoben würden und die Herrenacker-Oberfläche endgültig frei sei, betont Investor Karl Klaiber. Im Übrigen werde die Stadt laut Schönberger über die Gesamtfläche bei Grossanlässen wie der Tour de Suisse verfügen, und die Parkplätze könnten dabei kurzfristig wieder aufgehoben werden.

 

KAUFMÄNN. DIREKTORIUM

Interesse von Handel und Verkehr

Die Institution des Kaufmännischen Direktoriums bestand schon im 17. Jahrhundert zur Wahrung der Interessen der Kaufleute. Kurz nach 1700 wurde der Direktorialfonds geschaffen. Er weist derzeit laut Rechnung knapp 2 Millionen Franken Vermögen auf. Das Vermögen ist jedoch grösstenteils in diverse Liegenschaften zwischen Herrenacker und Rheinuferstrasse investiert. Präsident des Kaufmännischen Direktoriums ist jeweils der Volkswirtschaftsdirektor, derzeit also Regierungsrat Erhard Meister. Dem Direktorium gehören neben Kantonalbankdirektor Kaspar Ottiger auch Heinz Baumgartner, Anton Reggli, Stephan Schlatter, Richard Sommer und Hans-Peter Sorg an. (doe.)

«Ein Schandfleck, mit dem bestimmt kein Wakkerpreis gewonnen werden kann», kommentierte Baureferent Kurt Schönberger […] das Parkplatzprovisorium. Wenn die Baubewilligung steht, wird es abgebrochen und durch eine Gesamtüberbauung ersetzt.
«Ein Schandfleck, mit dem bestimmt kein Wakkerpreis gewonnen werden kann», kommentierte Baureferent Kurt Schönberger […] das Parkplatzprovisorium. Wenn die Baubewilligung steht, wird es abgebrochen und durch eine Gesamtüberbauung ersetzt.

Quelle: Schaffhauser Nachrichten, 30. Januar 2002 von Dominik Erni