"Der Einfluss des Staates ist sehr beschränkt"

Die zwischen Rosengasse und Frauengasse geplante Überbauung liegt nach Aussage der Regierung im Interesse des Kantons.

Die Würfel sind am 24. Januar dieses Jahres gefallen: An diesem Tag hat das Kaufmännische Direktorium als selbständig auftretende Institution des Kantons unter dem Vorsitz von Regierungsrat Erhard Meister entschieden, das heute mit einem provisorischen Parkhaus belegte und insgesamt 3100 Quadratmeter umfassende Grundstück zwischen der Rosengasse und der Frauengasse für eine neue Überbauung zum Preise von 4 Millionen Franken an die durch Karl Klaiber und Hermann Rütimann vertretene Gruppe von Investoren zu verkaufen. Dies hält die Regierung in ihrer Antwort auf eine Anfrage von Kantonsrat Jürg Tanner fest. Der sozialdemokratische Volksvertreter hatte der Exekutive im Zusammenhang mit dem der Öffentlichkeit am 29. Januar präsentierten Projekt verschiedene Fragen gestellt.

 

Umstrittene Gestaltung

Mit dem Entscheid des Kaufmännischen Direktoriums sollte nicht nur eine längere Phase der Evaluation von künftigen Möglichkeiten zur Nutzung des südlich des Herrenackers liegenden Areals abgeschlossen werden, sondern auch die sich über mehrere Monate hinziehende Auseinandersetzung zwischen den Investoren und den ursprünglich mit der Ausarbeitung des Projektes beauftragten Architekten ihren endgültigen Abschluss finden. Dem ist allerdings nicht so. Die Tatsache, dass das Projekt der Architekten Aellig Hofer Lamparsky - es ging vor zwei Jahren als städtebaulich beste Lösung aus einem von Kanton und Stadt sowie den erwähnten Investoren gemeinsam lancierten Wettbewerb hervor - aufgrund von Unstimmigkeiten zwischen Architekten und Investorenimmer stärker unter Druck geriet und schliesslich zugunsten einer von Architekt Felix Aries ausgearbeiteten Alternative fallen gelassen wurde, erregt noch heute die Gemüter. So bezweifelt zum Beispiel der Schaffhauser Heimatschutz die städtebauliche Tauglichkeit der von Felix Aries im Auftrag des Investoren ausgearbeiteten Pläne. Nach Aussage von Peter Scheck, Präsident des Schaffhauser Heimatschutzes, sollte die Angemessenheit und die Einbindung des vorgesehenen Baukörpers in die unmittelbare Umgebung noch einmal von einer Gruppe von neutralen Experten überprüft werden. Auch innerhalb der Stadtbildkommission ist das Projekt nicht ganz unumstritten. Nach Ansicht der Regierung eignet sich das Vorhaben aufgrund seiner Lage und Grosse allerdings sehr gut, um der Kantonshauptstadt einen wertvollen wirtschaftlichen und städtebaulichen Impuls zu verleihen. Das Kaufmännische Direktorium habe im Laufe der Verhandlungen feststellen müssen, dass es zurzeit äusserst schwierig sei, für ein Vorhaben mit einem Gesamtaufwand von gegen 30 Millionen Franken am Standort Schaffhausen Investoren zu finden, heisst es in der regierungsrätlichen Stellungnahme.

 

Aufgeschobene Übertragung

Das Kaufmännische Direktorium ist froh, dass sich mit der von Karl Klaiber vertretenen Klaiber Immobilien AG und der von Hermann Rütimann präsidierten Gabl AG zwei Investoren bereit erklärt haben, das mit einer neuen Überbauung verbundene Risiko auf sich zu nehmen und damit einen wesentlichen Beitrag zur Förderung der Wirtschaft im Kanton und zur Attraktivierung der Altstadt zu leisten, betonte Regierungsrat Erhard Meister gestern gegenüber den «Schaffhauser Nachrichten». Die Möglichkeiten zur Einflussnahme des Staates seien allerdings sehr beschränkt. Die grundbuchrechtliche Übertragung des Grundstückes an die Investoren hängt allerdings vom Vorliegen einer rechtskräftigen Baubewilligung ab. Erhard Meister geht davon aus, dass die Stellungnahmen des Schaffhauser Heimatschutzes und der Schaffhauser Stadtbildkommission in den nächsten Tagen vorliegen und das Baugesuch den zuständigen Behörden noch vor dem 30. Juni unterbreitet werden kann. Falls sich in Bezug auf die Gestaltung der geplanten Überbauung eine allseits akzeptable Lösung findet, dürfte die zur Realisierung des Vorhabens notwendige Baubewilligung etwa im Oktober dieses Jahres vorliegen.

Herrenacker Süd: So präsentiert sich das Modell der zwischen Rosengasse und Frauengasse geplanten Neubauten.
Herrenacker Süd: So präsentiert sich das Modell der zwischen Rosengasse und Frauengasse geplanten Neubauten.

Quelle: Schaffhauser Nachrichten, 30. Mai 2002 von Walter Joos