Der Umbau alter Gebäude ist häufig mit einer Zweckänderung verbunden. Die möglichst gute Erhaltung alter Strukturen in Verbindung mit neuer Nutzung stellt hohe Anforderungn an die
Architekten.
Wie viele architektonische Eingriffe erträgt das Kornhaus, damit es auch nach dem Umbau immer noch die Atmosphäre einer Lagerhalle ausstrahlt? Dies war die Grundsatzfrage bei der Projektentwicklung und in der Umsetzung mit den Nutzern und ihren Ansprüchen an das neue Domizil.
Eichenstützen erhalten
Die bestehende primäre Struktur des Kornhauses, die markanten Eichenstützen mit den aufliegenden stark dimensionierten Balkenlagen, musste für die neuen Funktionen von Dienstleistungs- und Büroflächen aus statischen Gründen verstärkt werden. In der Entwicklungsphase wurden verschiedene Konzepte geprüft. Am Schluss erhielt die Version den Vorzug, die keine zusätzlichen Verstärkungen an den historischen Eichenstützen verlangten.
Neue Deckenkonstruktionen aus Stahlträgern geben die Last wie bisher auf die Fassaden und die Holzstützen ab. Mit leicht reduzierter Raumhöhe konnte in allen Geschossen damit die Architektur des alten Kornhauses bewahrt werden.
Neue Anforderungen
Neben den statischen Ergänzungen verlangten die heutigen Anforderungen der Feuerpolizei nach intensiven bauund installationstechnischen Massnahmen, damit in alter Hülle ein benutzersicheres Gebäude konzipiert werden konnte. Statik, Brandschutz und die bestehende Gebäudehülle bilden damit die neuen primären Strukturen und sind verantwortlich für die Funktionen und Funktionstrennungen im Gebäude. Dazu wurden einfachste Ordnungstrennungen entwickelt, mit denen jeder Mieter und Nutzer seine benutzten Zonen gegenüber anderen abgrenzt. Zusätzlich zur Ordnungstrennung verlangte das nur von den Seiten Herrenacker und Neustadt belichtete, tiefe Gebäude nach neuen Tageslichtquellen.
Neue Lukarnen
Beim unter Schutz stehenden Gebäude spielt die Dachlandschaft mit den Lukarnen eine bedeutende Rolle. Mit neuen Lukarnen, die nur geringfügig vergrössert werden durften, gelang es, die Anforderungen von hellen Büros in den Dachgeschossen zu erfüllen. Dabei setzten wir die geschlossenen weissen Seitenwände und die neuen Mauern.der Kernzonen als Lichtreflektoren ein.
Nach zweijähriger Projektentwicklungs- und Bauzeit ist die Erhaltung der Atmosphäre des Kornhauses gelungen. Dafür gilt ein herzliches Dankeschön der Bauherrschaft, die sich enorm dafür engagierte, dass ihr Kornhaus so bleibt. ABR + Partner AG, Architekten Konzeptidee: Felix Aries Ausführung und Realisation: Christian Bächtold
Quelle: Schaffhauser Nachrichten, 05. Juni 2003