Das Leben kehrt in den Güterhof zurück

Gestern gab es in der Stadt kaum ein anderes Gesprächsthema als den neueröffneten Güterhof an der Schifflände.

Schon am Morgen um sieben Uhr– just zur ordentlichen Öffnungszeit – wagten sich die ersten neugierigen Besucher ins Lokal und bestellten Kaffee und Gipfeli und erhielten dies wie andere frühe Gäste von der Güterhof-Geschäftsführerin Linda Prager offeriert. «Die Leute sollen heute einfach vorbeikommen und sich den Güterhof anschauen», sagte Prager. Und sie kamen: Waren am Morgen noch eher der Caféund der erhöhte Lounge-Bereich nachgefragt, fand man um zwölf Uhr kaum einen Platz an der Sushi-Bar oder im gegen den Bretterhof gelegenen Restaurant – die Schaffhauser wollten den Güterhof offensichtlich kennenlernen, und das Personal hatte alle Hände voll zu tun, um dem Ansturm gerecht zu werden. Die Feuertaufe hatten Team und Haus allerdings am Vorabend bestanden, als eine geschlossene Gesellschaft mit 150 Personen im Güterhof zu Gast.

 

Alt und neu

Noch bis vor kurzem bevölkerten Handwerker das Gebäude, seit gestern sind Café, Lounge, Takeaway, Sushibar und Restaurant in Betrieb. Und das Warten hat sich gelohnt: Das ehemalige Lagergebäude hat sich in ein modernes Lokal mit elegantgehobener Atmosphäre verwandelt. «Wir haben uns bei der Inneneinrichtung auf unseren Architekten Felix Aries verlassen», sagt Linda Prager, «dazu kamen Ideen von meiner Mutter und unserem Einrichtungslieferanten.» Entstanden ist so eine stimmige Mischung aus alter Bausubstanz und modernen Einrichtungselementen.

 

Die Geschichte des Güterhofs als Warenumschlagplatz wurde in der Inneneinrichtung wieder aufgenommen und begegnet dem Gast auf Schritt und Tritt: Als Beistelltischchen dienen kleine Holzfässer oder alte Reisekoffer, die eigens in Brockenhäusern zusammengesucht wurden. Grossbauchige Flaschen über der Bar erinnern an ein Getränkelager, da und dort plazierte Jutesäcke lassen Hafenatmosphäre aufkommen. Der hellbraune Eichenboden in Antikoptik harmoniert ausgezeichnet mit dem in dunkeln Braunund Grüntönen gehaltenen Mobiliar. Und über allem thront die imposante Deckenkonstruktion aus riesigen Balken, die bei der Renovation nur gereinigt wurde. Gestern noch nicht zum Einsatz kamen die dunkeln Rattanmöbel, die – bei schönem Wetter – Besucher auf die Terrasse direkt am Rhein locken werden.

 

Und dann gibt es noch die Details, die dem Güterhof das gewisse Etwas verleihen: Die Kaffeelöffeli, die mit ihrer leicht gestreckten Form an (Rhein-) Schiffe erinnern. Die farbliche Abstimmung der Restaurant-Stühle in ihren Violetttönen mit den dunkelroten Fensterrahmen. Und natürlich die eigens in einem Zürcher Studio produzierte Tonkulisse, die mit Stimmengewirr, Möwengeschrei und Schiffshupen für echtes Güterhof-Ambiente auch auf den WCs sorgen.

 

Sichtlich stolz und froh waren Linda Prager und Mutter Verena, die als Pächterin fungiert und als erfahrene Gastronomin mit anpackte. «Wenn man zurückdenkt, wie wir das erstemal vor dem Güterhof standen, ist das jetzt schon ein sehr spezieller Moment», sagt Linda Prager in einer kurzen Pause. Sie hat derzeit ein ordentliches Pensum zu bewältigen: Mit einem 60-Prozent-Pensum leitet sie den Güterhof mit seinen rund 40 Angestellten, daneben schliesst sie die Hotelfachschule in Lausanne ab, die Prüfungen beginnen kommende Woche.

 

Dennoch freut sie sich auf ihre Arbeit im Güterhof: «Es sind schon viele Reservationen eingegangen», sagt Prager zufrieden. Die offizielle Eröffnung soll erst im September im Rahmen eines Tages der offenen Tore stattfinden. Aber eigentlich hat Schaffhausen schon jetzt eine neue «Perle am Rheinufer», wie es ein begeisterter Besucher formulierte.

Quelle: Schffhauser Nachrichten, 07. Juni 2008 von Robin Blanck