Zentrum zeigt die Welt von Karl Storz

TUTTLINGEN - Karl Storz investiert in großem Umfang am Standort Tuttlingen. Morgen beginnt im umgebauten ehemaligen Schleehauf-Lager an der Dr.-Karl-Storz-Straße ein Probelauf für das neue Besucherzentrum. Das Unternehmen stellt auf 1430 Quadratmetern nicht nur Produkte und Dienstleistungen vor, sondern erstmals komplette Prozessabläufe.

Felix Aries, Architekt und Geschäftsführer des Schweizer Unternehmens Med-Plan, das zum Karl-Storz-Firmenverbund zählt, hat das hallenförmige, holzverkleidete Gebäude, das Storz zuletzt als Lager genutzt hat, komplett umgebaut.

 

Das Besucherzentrum, das hier entsteht und in das Karl Storz rund 4,5 Millionen Euro investiert, bedeutet für das Medizintechnik-Unternehmen einen Meilenstein: Erstmals sehen Kunden – und auch die eigenen Mitarbeiter – neben der Palette der Produkte von chirurgischen Instrumenten bis zum OP-Saal OR1 die kompletten Prozessabläufe, die Storz entwickelt. Aries: „In der Vergangenheit konnte Storz seine Produkte und die Anpassungen an die jeweiligen Kundenwünsche nur isoliert zeigen. Es war aber nicht möglich zu demonstrieren, was Storz sonst noch anbietet.“ Ob Software oder Geräte, die Reinigung und Kontrolle von Instrumenten, die Müllentsorgung bis hin zur Ausstattung von Patientenzimmern: „Im Grunde bietet Storz eine ganze Klinik an, und das wollen wir zeigen.“

 

Das ursprünglich als Sitz des Garten- und Landschaftsbau-Unternehmens Schleehauf errichtete stützenfreie Gebäude mit Fachwerkträgern hat auch nach dem Umbau eher den Charakter eines Ateliers oder einer Werkstatt als eines High-Tech-Zentrums. Die Fassaden erhielten weitere Fenster; ein offener Abstellplatz an der Westseite wurde ausgebaut und überdacht. Hier liegen Besprechungszimmer mit Panoramablick ins Donautal. Das komplette Erdgeschoss wurde um 1,5 Meter abgesenkt, um mehr Höhe für die Präsentationsflächen zu gewinnen. Auf die Frage nach dem Kennzeichen der Architektur sagt Aries: „Ganz schlicht, einfach, unterhaltsarm – so wie alle unsere Bauten.“

 

Der Eingang an der Ostseite führt in ein Foyer mit Lichtwürfeln, die den Besuchern die verschiedenen Rundwege durch das Besucherzentrum vorstellen.
Es gibt einen so genannten Patientenpfad, einen für die Tagesklinik, für Personal oder Material. „Die insgesamt acht Pfade zeigen das Angebot unter
verschiedenen Blickwinkeln“, berichtet Aries. „Das Licht führt in den entsprechenden Farben die Besucher durch das Haus.“

 

Im Erdgeschoss sind unter anderem vier Operationssäle für Urologie, Hals-Nasen-Ohren-Medizin, allgemeine Chirurgie und eine Kombination von Gynäkologie, Urologie und allgemeine Chirurgie entstanden. „Hier zeigt Storz die komplette Ausstattung von Operationssälen für 16 Fachgebiete“, sagt Aries. Es gibt ferner eine Schwesternstation und ein Patientenzimmer, in einem weiteren Bereich zeigt Storz Anlieferung und Umgang mit sterilen Geräten,
außerdem gibt es eine eingerichtete Nasszelle als Muster für Krankenhäuser. Im Freibereich vor dem Haus baut Storz Notfallcontainer mit kompakten Behandlungseinheiten für den Einsatz in Katastrophen-Gebieten auf. „Alles, was es hier zu sehen gibt, bietet eines der Unternehmen in der Karl-Storz-Unternehmensgruppe“, sagt Aries.

 

Im Obergeschoss findet sich unter einzelnen Fachgebietsportalen eine vollständige Sammlung aller Instrumente und Geräte, die Storz herstellt. „Wir verdeutlichen die Komplexität der Produkte mit Hilfe von Erläuterungen über Touch-Screen-Bildschirme.“ Wichtig ist der Schulungs- und Besprechungsbereich: „Unsere Mitarbeiter arbeiten an 46 Standorten in der ganzen Welt und brauchen einen Überblick über das, was im Unternehmen Karl Storz läuft. So vollständig wie hier informiert keine Messe.“

Quelle: Schwäbische Zeitung, 14. Oktober 2010 von Christoph Kiefer